Ein Gastbeitrag von Tiziana Osel | Teil 2 – Im letzten Monat haben wir die Bedeutung psychologischer Resilienz in Krisenzeiten beleuchtet, ein Thema, das in der heutigen schnelllebigen Geschäftswelt immer relevanter wird. Die Gastautorin Tiziana Osel hat uns durch die ersten Schritte geführt, um die Anzeichen von Selbsttäuschung und Verleugnung in Krisenzeiten zu erkennen. Sie hat uns gezeigt, wie wichtig es ist, realistisch und proaktiv zu sein, um unser Unternehmen in schwierigen Zeiten zu steuern.

Heute gehen wir einen Schritt weiter und konzentrieren uns auf die praktischen Aspekte der Resilienz. In Teil 2 dieses essenziellen Leitfadens erhalten Sie konkrete Tipps und Strategien vorstellen, die Sie als Unternehmer und Geschäftsführer nutzen können, um Ihre eigene Resilienz zu stärken und ihr Unternehmen durch Krisenzeiten zu navigieren.

Von der Entwicklung eines unterstützenden Netzwerks bis hin zur Implementierung von Stressreduktionstechniken in Ihren täglichen Ablauf, Tiziana Osel wird uns durch eine Reihe von Überlebenstipps führen, die nicht nur helfen, Ihr Unternehmen zu retten, sondern auch Ihr persönliches Wohlbefinden zu fördern.

Tipps zur Steigerung der eigenen Resilienz

In Krisenzeiten ist die psychische Widerstandsfähigkeit – die Resilienz – von entscheidender Bedeutung. Hier sind einige praktische Strategien, um Ihre Resilienz zu stärken und besser mit Stress und Herausforderungen umzugehen:

1. Atemübungen

  • Praktischer Tipp: Die 4-7-8-Atemtechnik ist einfach und effektiv. Atmen Sie durch die Nase ein und zählen Sie bis vier. Die Luft anhalten und bis sieben zählen. Durch den Mund ausatmen und bis acht zählen. Wiederholen Sie dies einige Male.
  • Warum es hilft: Diese Übung kann in wenigen Minuten helfen, Stress abzubauen und die Gedanken zu klären. Sie lässt sich leicht und überall durchführen.

2. Aktive Pausen

  • Konkreter Tipp: Nutzen Sie die Pomodoro-Technik. Arbeiten Sie 25 Minuten konzentriert und machen Sie dann eine fünfminütige Pause, in der Sie sich körperlich betätigen. Ein kurzer Spaziergang oder ein paar Kniebeugen können hier sehr effektiv sein.
  • Warum es hilft: Bewegung baut das Stresshormon Cortisol ab und steigert das Wohlbefinden.

3. Netzwerk nutzen

  • Konkreter Tipp: Planen Sie wöchentliche Treffen oder Telefonate mit Freunden, Familie oder Kollegen, bei denen Sie offen über Ihre Sorgen und Ängste sprechen können.
  • Warum es hilft: Soziale Unterstützung ist eine der wichtigsten Säulen der Resilienz. Menschen, die sich unterstützt fühlen, können Krisen besser bewältigen.

4. Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen

  • Konkreter Tipp: Suchen Sie frühzeitig das Gespräch mit einem Psychologen oder Coach, vor allem, wenn Sie merken, dass Sie allein nicht weiterkommen. Oftmals werden auch Online-Sitzungen angeboten.
  • Warum das hilft: Ein Profi kann Ihnen maßgeschneiderte Bewältigungsstrategien an die Hand geben und Ihnen dabei helfen, Ihre Gedanken und Gefühle besser zu verstehen.

5. Positiv denken

  • Konkreter Tipp: Führen Sie ein Dankbarkeitstagebuch. Schreiben Sie jeden Tag drei Dinge auf, für die Sie dankbar sind, und seien sie noch so klein.
  • Warum es hilft: Wenn Sie sich auf das Positive konzentrieren, können Sie langfristig Ihre Denkmuster ändern und eine optimistischere Grundhaltung entwickeln, die Ihnen auch in Krisenzeiten zugutekommt.

6. Resilienz-Tagebuch führen

  • Konkreter Tipp: Eine weitere einfache Methode, die eigene Resilienz zu stärken, ist das sogenannte „Resilienztagebuch“. Dabei notieren Sie täglich, welche Herausforderungen Sie gemeistert haben und wie Sie sich dabei gefühlt haben.
  • Warum es hilft: Es hilft, ein besseres Bewusstsein für die eigenen Stärken und Schwächen zu entwickeln und fördert eine positive Grundeinstellung.

Wenn Sie diese Tipps beherzigen und regelmäßig üben, können Sie Ihre psychische Widerstandsfähigkeit Schritt für Schritt stärken. Resilienz ist wie ein Muskel, der trainiert werden muss. Je mehr Sie investieren, desto besser können Sie die Herausforderungen des Lebens meistern.

Überlebenstipps für Krisenzeiten

In schwierigen Zeiten wie einer drohenden Insolvenz oder anderen wirtschaftlichen Krisen ist es wichtig, bewusst auf das eigene Wohlbefinden zu achten und proaktiv Strategien zu entwickeln, um diese Phase zu überstehen. Hier einige Überlebenstipps:

1. Hilfe annehmen

  • Konkreter Tipp: Wenden Sie sich frühzeitig an Experten, wie etwas Insolvenz- und Sanierungsberater, Wirtschaftsprüfer oder Rechtsanwälte. Diese haben Erfahrung im Krisenmanagement und können Sie durch den Prozess führen.
  • Warum es hilft: Wenn Sie den Rat von Experten einholen, können Sie besser verstehen, welche Schritte Sie unternehmen müssen, um die Krise zu bewältigen.

2. Gefühle zulassen

  • Konkreter Tipp: Nehmen Sie sich Zeit, um Ihre Gefühle zu verarbeiten. Ein Tagebuch kann hilfreich sein, um Ihre Gedanken und Gefühle aufzuschreiben.
  • Warum es hilft: Gefühle zuzulassen kann den emotionalen Druck verringern und ist ein notwendiger Schritt, um zu einem späteren Zeitpunkt zur Problemlösung übergehen zu können.

3. Ehrlich bleiben

  • Konkreter Tipp: Wenn Sie merken, dass Ihr Unternehmen in Schwierigkeiten steckt, seien Sie offen und ehrlich zu Ihren Mitarbeitern und Partnern. Transparenz schafft Vertrauen.
  • Warum es hilft: Durch Ehrlichkeit vermeiden Sie zusätzlichen Stress, der durch das Verbergen der wahren Situation entstehen kann. Außerdem ermöglichen Sie es anderen, besser auf die Situation zu reagieren, bzw. erhalten von Mitarbeitern oder Partnern sogar Unterstützung bei der Lösung der Probleme.

4. Das Positive sehen

  • Konkreter Tipp: Machen Sie sich eine Liste mit den Dingen, die trotz der aktuellen Krise positiv sind – sei es Ihre Familie, Ihre Gesundheit oder die Erfahrungen, die Sie machen.
  • Warum es hilft: Eine positive Einstellung kann Ihre Resilienz stärken und Ihnen helfen, Lösungen für Probleme zu finden, anstatt im Negativen zu verharren.

5. Zukunftspläne schmieden

  • Konkreter Tipp: Entwickeln Sie gemeinsam mit einem Sanierungsexperten einen Sanierungsplan oder einen neuen Businessplan für die Zeit nach der Krise.
  • Warum es hilft: Zukunftspläne schaffen Hoffnung und können als Motivation dienen, die aktuelle Krise zu überwinden. Sie lenken den Blick weg von dem, was gerade schiefläuft, hin zu den Chancen, die noch vor uns liegen.

Fazit

Es ist völlig normal, sich in Krisenzeiten überfordert oder unsicher zu fühlen. Dennoch ist es wichtig, proaktiv zu handeln und sich selbst die besten Chancen für Erholung und Fortschritt zu geben. Durch die Anwendung dieser „Überlebenstipps in Krisenzeiten“ können Sie sowohl Ihre psychische als auch Ihre berufliche Resilienz stärken.

Sollten Sie bei sich verstärkt depressive Symptome, wie starke und unkontrollierbare Traurigkeit, Hoffnung- und Perspektivlosigkeit, oder sogar Suizidgedanken feststellen, lautet die dringende Empfehlung von Tiziana Osel sich unbedingt professionelle Hilfe bei einem Arzt, Psychologen oder Psychotherapeuten zu suchen. Eine weitere Möglichkeit ist es, die TelefonSeelsorge kostenlos und rund um die Uhr unter 0800.1110111 | 0800.1110222 | 116.123 zu kontaktieren.

Zur Gastautorin

Tiziana Osel hat einen Bachelor in Psychologie sowie einen Master of Science in Angewandter Psychologie mit dem Studienschwerpunkt Klinische Psychologie und Mentale Gesundheit. ​

Aktuell ist sie Doktorandin in Klinischer Psychologie an der University of Reading, mit dem Forschungsschwerpunkt Hypermentalisierung, Domänen-Dysfunktion und Chronotyp bei Borderline Persönlichkeitsstörung und Depression.

Sie ist Mitbegründerin der digitalen Plattform für Mentale Gesundheit FLEXMYND und Inhaberin des Psychologischen Kompetenzzentrums Osel in Fürth.