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ESG – oder wenn Sicherheiten einen „langsamen Tod“ sterben

Planen Sie in absehbarer Zukunft in Ihr Unternehmen fremdfinanziert zu investieren oder eventuell eine Umschuldung? Dann werden Sie sich demnächst wohl oder übel mit sogenannten ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance – Umwelt, Soziales, Unternehmensführung) beschäftigen müssen, falls diese durch Ihr Geschäftsmodell nicht sowieso schon Einzug in Ihren Alltag gehalten haben.

Viele Banken berücksichtigen bereits heute bei Kreditvergabe & Co. gesellschaftspolitisch relevante Faktoren wie Nachhaltigkeit, CO2-Emissionen und Arbeitsbedingungen entlang der Wertschöpfungskette oder Compliance-Richtlinien. Betroffen sind nicht nur einschlägige Konditionen, sondern auch die substanzielle Frage, ob Ihr Vorhaben überhaupt noch finanziert wird.

Die Berücksichtigung von ESG-Faktoren bei der Risikobewertung rückt so immer stärker in den Fokus, da daraus folgende Risiken direkten Einfluss auf die wirtschaftliche Stabilität eines Unternehmens haben können. So schädigen zum Beispiel umweltbelastende Produktionsmethoden nicht nur den Ruf eines Unternehmens, es drohen zudem Rechts- und Regulierungsrisiken, sowie eine Herabstufung des Kreditratings.

 

EBA – Brüssel hat ein Auge darauf

Die Kreditinstitute sind durch die ESG-Kriterien gleich doppelt gefordert. Zum einen müssen sie, wie alle anderen Unternehmen, ihr eigenes Haus im Blick behalten. Darüber hinaus sind sie gemäß Kreditvergaberichtlinie der Europäischen Bankenaufsicht (EBA) seit dem 1. Juni 2021 ebenso verpflichtet, zu veröffentlichen, wie groß der Anteil der Finanzierung nachhaltiger Wirtschaftstätigkeiten im Kreditportfolio ist. Denn die Europäische Union sieht die Finanzindustrie in einer wichtigen Funktion auf dem Weg zur Netto-Null(-Emissionen)-Wirtschaft.

Diese Vorgaben zu mehr Nachhaltigkeit sowie steigende gesetzliche Richtlinien sorgen dafür, dass sich Kredite für erste Branchen immer schwieriger realisieren lassen. Die Liste mit entsprechenden Ausschlusskriterien von Seiten der Kreditinstitute wird immer länger: Dies gilt vor allem in Bezug auf Unternehmen der Rüstungsindustrie oder Energieerzeuger, deren Stromproduktion zum Großteil noch auf fossilen Brennstoffen fußt.

 

Beim Kredit trumpft ESG-Konformität

Um von ESG betroffen zu sein, muss man sich allerdings nicht in solchen Sphären bewegen. Sogar der Milchbauer, der eine neue Scheune bauen möchte und dafür einen Kredit benötigt, könnte im Gespräch mit seinem Banker relativ schnell feststellen müssen, dass seine Kühe zu viel Methan emittieren.

Messungen haben ergeben, dass eine einzige Kuh täglich zwischen 200 bis 300 Liter Methan produziert und ausscheidet. Pro Jahr kommt man damit auf eine Menge von 70 bis 80 m³ des schädlichen Treibhausgases, die jedes einzelne Tier in die Umwelt abgibt. Und sollte der Landwirt seine gegebenenfalls schon bestehende Scheune noch nicht mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet haben, könnte diese Immobilie im Falle einer eventuell notwendigen Umfinanzierung oder Prolongation aller Voraussicht nach nicht mehr als ausreichende Sicherheit betrachtet werden. Dies würde die Stellung von Zusatzsicherheiten notwendig machen. Und selbst wenn eine Finanzierung erlangt werden kann, werden die Konditionen hierfür mutmaßlich schlechter sein als bei gegebener ESG-Konformität.

 

ESG-Konformität sorgt für Stabilität

Zusammenfassend darf festgestellt werden, dass das Thema in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Jeder, der aktiv am Wirtschaftsleben teilnehmen möchte, muss sich zur Aufrechterhaltung seiner Bonität und Finanzkraft zwingend damit beschäftigen. Dies gilt so oder ähnlich auch für den privaten Bereich.

Wie das vorstehende und den ein oder anderen vielleicht zum Schmunzeln anregende Beispiel zeigt, können nicht ESG-konforme Sicherheiten sehr schnell an Wert verlieren, und zwar, ohne dass sich die Sicherheiten selbst in irgendeiner Form negativ verändert hätten. Hat man diesen „langsamen Tod“ der Sicherheiten bei der Unternehmensplanung nicht berücksichtigt, könnte sich der ein oder andere Plan schnell als nicht mehr realisierbar, weil nicht mehr finanzierbar, erweisen.

Setzen Sie sich mit uns – rechtzeitig – in Verbindung. Gerne helfen wir Ihnen, dem „langsamen Tod“ von der Schippe zu springen und geschäftlich erfolgreich zu bleiben.