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Jahresrückblick 2022: Ein Jahr voller Herausforderungen

Wir alle haben im Krisenjahr 2022 immer wieder versucht, Prognosen aufzustellen – und kamen dabei jedes Mal an unsere Grenzen, denn die letzten 12 Monate waren geprägt von unerwarteten Veränderungen, Herausforderungen und Emotionen. Es war ein Jahr der Extreme in Politik, Weltgeschehen und Unternehmertum. Eine mittel- oder langfristige Unternehmensplanung war nur schwer möglich, was dazu geführt hat, dass sich Unternehmer noch weniger als zuvor mit ihrer Unternehmensplanung auseinandergesetzt haben und Unternehmenskrisen noch häufiger als sonst zu spät erkannt wurden.

StaRUG – nützlich oder hinderlich?

Das Gesetz über den Stabilisierungs- und Restrukturierungsrahmen für Unternehmen (StaRUG), das zum 01.01.2021 eingeführt wurde, verpflichtet jeden Geschäftsleiter eines haftungsbeschränkten Unternehmens zur Einrichtung und dauerhaften Führung eines Krisenfrüherkennungs- und Managementsystem. So weit so gut – aber das StaRUG ist bei betroffenen Geschäftsleitern und deren Beratern größtenteils unbekannt. Hier ist immense Aufklärungsarbeit zu leisten. In der Pflicht stehen die Kammern (Industrie- und Handelskammern sowie Handwerkskammern), die dazu aber offensichtlich andere (oder gar keine) Strategien verfolgen.

Die Last der Datenbeschaffung  

Daten sind das Fundament eines Krisenprojekts und ermöglichen Aussagen darüber, ob eine Sanierung oder Restrukturierung erfolgreich sein kann. Die Realität zeigt jedoch, dass viele Betriebe nicht auf die Beschaffung planungsrelevanter Daten eingerichtet sind.

Das Datenmanagement ist Aufgabe der Geschäftsleitung, die aber gerade in Krisenzeiten so stark ausgelastet ist, dass die Datenverfügbarkeit häufig nicht gewährleistet ist.

Dennoch muss die Datengrundlage vom Unternehmen zur Verfügung gestellt werden, damit wir die Planung von Maßnahmen in einem vertretbaren Zeitfenster angehen können. Insbesondere bei kleineren Unternehmen gestaltet sich die Informationsbeschaffung zeitlich und wirtschaftlich oft aufwändiger als die eigentliche Maßnahmenplanung.

Erfolge sind die größte Motivation

Es gibt viele kleine und große Erfolge, die uns in diesem Jahr zu Höchstleistungen motiviert haben. So hat das Team von CRO Restructuring Office beispielsweise einem Beratungsunternehmen mit der Aufstellung einer Fortbestehensprognose und Planungs-Plausibilisierung die Anschlussfinanzierung bestehender Darlehen ermöglicht und damit die Voraussetzung für den Fortbestand des Unternehmens geschaffen. „Erfolg definiert sich in unserem Tätigkeitsbereich nicht nur darin, ob ein Unternehmen restrukturiert und saniert werden kann. Für uns ist es auch dann ein Erfolg, wenn wir Unternehmer oder Geschäftsleiter durch unsere Beratung in die Lage versetzen, einen Insolvenzantrag rechtzeitig zu stellen“ erklärt Robert Koch, Geschäftsführer bei CRO Restructuring Office, denn dadurch werde zum einen der Schaden für die Gemeinschaft reduziert, zum anderen das Haftungspotential für den Geschäftsleiter minimiert.

Auf der Schattenseite stehen die Misserfolge

Die Tätigkeit als Restrukturierungs- und Sanierungsberater ist geprägt von interessanten, positiven, aber auch sehr betrüblichen Ereignissen. So haben wir es in diesem Jahr erstmals nach vielen Jahren wieder erlebt, dass ein Unternehmer mehrere Umzugskartons mit ungeöffneter Post gesammelt hatte. Für einen anderen Unternehmer war die Situation zu einer ausweglosen existenziellen Frage geworden – er hat sich das Leben genommen.

Wahrung einer gesunden Distanz

Unsere Arbeit ist psychisch sehr fordernd, was durch gesellschaftliche Krisen noch verstärkt wird. Für Robert Koch ist es wichtig, die Distanz zu halten: „Ich persönlich schaffe es, diesem Druck dadurch standzuhalten, indem ich emotionalen Abstand von meinen Mandanten halte, wie man dies auch von Ärzten und ihren Patienten kennt. Darüber hinaus schöpfe ich Kraft und Optimismus aus meinen stabilen familiären Strukturen und regelmäßigem Qi-Gong-Training.“

Das lasse sich aber nicht so einfach auf seine Mandanten übertragen. Er habe häufig die Erfahrung gemacht, dass ein verständiges Zuhören und echtes Eingehen auf Probleme schon Wunder wirke. Und wenn eine Insolvenz unvermeidlich sei, dann sei das Einreichen des Insolvenzantrags für die Geschäftsleiter häufig eine echte Erlösung.

Wir wollen, dass Sie zufrieden sind

Was die Zufriedenheit unserer Kunden angeht, müssen wir unterscheiden zwischen Insolvenzverwaltern und „normalen“ Unternehmern.

Wenn wir Insolvenzverwalter betriebswirtschaftlich bei der Abwicklung von Insolvenzverfahren unterstützen, erfahren wir „Zufriedenheit“ in Form von Neumandatierungen.

Bei Unternehmen im vorinsolvenzlichen Bereich wird unsere Leistung oft als „notwendiges Übel“ angesehen. Entsprechend schwierig gestaltet sich mitunter die Zusammenarbeit nebst Informationsbeschaffung – und das, obwohl die Ergebnisse unserer Tätigkeit entscheidend für die weitere Existenz des betroffenen Unternehmens sind. „Ich berate Unternehmen und zeige alle Handlungsoptionen auf, die möglich sind. Die Entscheidung liegt dann letztendlich beim Unternehmer oder Geschäftsleiter“ erklärt Robert Koch. Das schaffe nicht nur die nötige Objektivität, sondern auch die erforderliche Distanz.

Empfehlung für das kommende Jahr

„Die wichtigste Empfehlung, die ich Unternehmern geben kann, ist es, nicht in den Tag hineinzuleben und darauf zu hoffen, dass alles gut wird. Ohne Planung kann keine Standortbestimmung erfolgen! Und dann werden existenzbedrohende Entwicklungen zu spät erkannt“ so Robert Koch.